Ein später Stern am Radlerhimmel…

…oder wie man unverhofft zu Ehren kommt!

So geschehen am Sonntag, 18.05.2014 auf dem Renntag des RV Staubwolke 09 Fischeln. Doch der Reihe nach. Mittlerweile im „besten“ Seniorenalter, wurde ich von meinen Vereinskameraden Achim Michels und Matthias Keilhold dazu überredet, doch mal ein richtiges Rennen zu fahren. Erst wurde fleißig trainiert, die Form bei kleinen „Gemetzeln“ in Trainingsrunden überprüft und dann an den Start in Fischeln gerollt. Ich gebe zu, ich hatte ein wirklich mulmiges Gefühl dabei. Jetzt gab es aber kein Zurück mehr!

Krefeld2Es fing schon „prima“ an, als beim Vorstart am Straßenrand alle Seniorenfahrer in die erste Reihe drängelten, …“denn wir sind ja bestimmt in Ostfriesland, wo die „Busse bekanntlich breiter als ihre Länge sind!“ Und wo stand ich? Natürlich ziemlich am Ende des Starterfeldes. Ich war ja bestens vorgewarnt worden, die Startfreigabe ertönte und alles ging ab, wie die Freiwillige Feuerwehr Fischeln bei einem Steppenbrand. Nun war ich tatsächlich am Ende…, …am Ende des Feldes angekommen! Ok, ich hatte das Rennen schon abgehakt und wollte nur mal schauen, wie der Kurs so aussieht, denn den hatte ich vorher auch nicht gesehen. Ich befeuerte meine Waden und die Oberschenkel gehorchten tatsächlich. Jetzt war ich doch schon glatt Letzter im Hauptfeld und dachte, … „nur soweit einen die Beine tragen!“ Also, Unterlenker gefasst und einen Gang dicker gekettet, nahm ich die Verfolgung auf.

3. Runde: Es fing langsam an Spaß zu machen! Ich schnappte mir einen Fahrer nach dem anderen und siehe da, es gab sogar welche, die langsamer als ich fuhren. Der Kurs schien mir mit seinen Kurvenkombinationen zu liegen und sagte mir innerlich: „…wer hier bremst, der verliert!“

6. Runde: Heidiwitzka, ich hatte eine Gruppe erwischt, die super harmonierte, und wen hatten sie sich als Führungsfahrer ausgedacht? …Ihr ahnt es schon, ich verschliss mich in der Führungsarbeit und meine 6 Mitstreiter lagen fast immer nur hinten drauf. Ständig wechselndes Tempo, ich achtete weder auf Puls noch auf Geschwindigkeit, ich blinzelte nur auf der langen Zielgeraden auf den Tacho und erspähte Zahlen, die ich sonst nur von langen Abfahrten im hügeligen Gelände kannte und da schon mal stehen hatte: 47; 48…km/h wohlgemerkt! „Heia, heia, ob sich das wohl durchhalten lässt…?“

10. Runde: Ich spürte meine Grenzen! Ich ließ die Beine ein wenig hängen und tatsächlich ging jemand in die Führung, …“ich schenke ihm nach dem Rennen einen von mir gestifteten Pokal“… Ich konnte mich tatsächlich ein wenig ausruhen und mein Herzilein pochte nicht mehr so wild. Sch…, die Spitzengruppe des Feldes holte uns ein und überrundete uns. Jetzt hieß es, nicht nervös werden und versuchen mit zurollen. Yeah, dieses Tempo konnte keiner von uns halten!

15. Runde: Ich hatte einen Tiefpunkt, und dachte… „noch zehn Runden, dass schafft du nie in diesem Tempo!“ Alarm, das Hauptfeld war im Anmarsch, wir hingen uns alle rein und konnten zumindest für den Moment das Tempo halten.

Krefeld4Die letzten Runden…und das Finale: Plötzlich bekam ich wie ein Fußballer (…was für ein Vergleich!) die berühmte „zweite Luft“! Ich fühlte mich bärenstark und ging abermals in die Führung und merkte dass einige Mitstreiter meiner Gruppe sich die Zunge aus dem Hals fuhren. Ich überlegte kurz, …langsamer fahren und als Gruppe einen Zielsprint ausfahren oder die Flucht wagen. Ich war so voller Energie, dass ich,…ihr werdet es sicherlich verstehen, ein Zeichen setzte! Im Bereich der kleinen Gegengeraden setze ich an, fetten Gang rein und ab geht die Luzie! Zwei Mann konnten mir folgen, lagen aber wieder nur hinten drauf. Verdammt, ich verschleudere doch jetzt nicht meine letzten Müslikörner und nahm wieder raus. Mittlerweile auf der Zielgeraden angekommen, hatte ich den Eindruck, dass die Zuschauer etwas mitbekommen hatten und feuerten uns richtig an. Mir lief ein kalter, wohliger Schauer über den Rücken!

Letzte Runde für die Spitzengruppe, sie überrundeten uns abermals im ersten Drittel des Kurses. Wir hingen uns dran, griffen aber nicht in den Zielsprint ein. Ich aber hing meine zwei Mitstreiter vor der Zieleingangskurve ab. Mit Abstand rollte ich ins Ziel, es war einfach nur grandios g…!

Abschließend kann ich nun beruhigt feststellen: Es war für mich trotz aller Vorängste, ein wunderbar entspanntes Rennen, weil man halt mit Rennfahrern unterwegs ist. Da gibt es kein Gebrülle, kein Geschiebe und nur sehr selten wirklich gefährliche Situationen. Dafür lasse ich sämtliche Jedermann-Rennen gerne sausen. Ich bedanke mich sehr herzlich bei unseren erfahrenen Rennern Achim und Matthias, für die wertvollen Tipps und Tricks im Rahmen der Vorbereitung und während des Rennens.

Und nun noch der große Gag am Schluss! Der Wettfahrausschuss hatte mich doch tatsächlich als 11. in die Wertung genommen, dies wäre doch zu schön gewesen! Ich habe aber unmittelbar die Rennverantwortlichen angeschrieben und habe um Korrektur des Ergebnisses gebeten. Dies wäre doch am Ende sicherlich zu viel des Guten gewesen!

Mein Fazit: Man wird nicht zu alt zu solchem “Unsinn“, man darf seine Träume ruhig mal in die Realität umsetzen, und natürlich dann auch mal laut jubeln!

Euer

Peter Estrich

Neben Peter Estrich, Achim Michels, Torsten Pütz und Matthias Keilhold sind weitere Kometen in Fischeln gestartet. Joshua Huppertz belegte nach einem aufregenden und spannenden Rennen in der KT A/B den zweiten Platz, gestartet ist dort auch Benjamin Lippok. Bei den Frauen stand Julia Krüger für die Kometen am Start sowie Björn Stell in der C-Klasse.

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