Alles begann bereits Mitte 2012 als Claus Ludwig von seiner Familie ein Geburtstagsgeschenk bekam: Teilnahme am Ötztaler Radmarathon – dem Hobbyradsportevent schlechthin ! Claus sprach mich an, dass er dafür gerne Begleitung hätte. Da ich nun einmal für fast alles zu haben bin, sagte ich zu und nach und nach wurde die Gruppe von interessierten Kometen und Schmittern immer größer.
Also im Winter 2013/2014 dank des Hallentrainings von Alex Bauer mal wieder was für die Fitness getan und Anfang April auf Mallorca Grundlagenkilometer gefressen. Auf Anraten von unserem Lars Czympiel dann keine Rennen gefahren und Training immer unterhalb des „roten“ Bereichs. Erster Test: Bonn-Eupen-Bonn – das lief schon mal ganz gut. Dann Ende Juni die Vorbereitungswoche in Sölden im Hotel Erhart mit toller Organisation von Arnold Wartinger (Champions Training). Mensch, was kann es um die Jahreszeit kalt sein in den Bergen – fast stetig war Winterbekleidung angesagt, aber …. die Beinchen gehen ganz gut bergauf und immer sind genug Fahrer hinter mir. Beruhigend.
Jetzt nur die nächsten 6 Wochen nicht krank werden und schön regelmäßig trainieren, dabei aber die Erholung nicht vergessen. Bei der Jedermannversion von Lüttich-Bastogne Anfang August schon mal den Ernstfall getestet – früh aufstehen – kühles, windiges Wetter – ständiges Auf und Ab. Erfolgreich abgehakt !
Freitag vor dem Rennen ab gen Sölden mit ständigem Blick auf die Wetterapps – oh Gott – ab Sonntag Nachmittag ist starker Regen angesagt ! Na ja zum Glück nicht schon vormittags. Samstag lockere Zweistunden-Runde mit Claus und Planung der Verpflegungsstationen mit Arnold. Meine Sylvia steht am Kühtai – am Brenner steht Arnold – alle mit unseren individuellen Beuteln – auch das beruhigend. Eigentlich muss ich jetzt „nur“ noch Rad fahren.
Der Renntag ist gekommen: 6.45 Uhr Start bei schönem Wetter und rund 11 Grad – bis Kühtai mogel ich mich durchs Feld und gewinne viel Zeit – bergauf am Kühtai geht es (wie erwartet) rückwarts – in der Abfahrt nach Innsbruck mit bis 96 km/h wieder vorwärts im Ranking –
den Brenner hinauf halte ich in einer schönen großen Gruppe mit 27er Schnitt in etwa die Position. Zwischenzeit bei der Hälfte 4 Stunden – das sieht gut aus. Am nicht enden wollenden Jaufenpass finde ich zwar meinen Tritt, aber der wird zusehends langsamer. Aber immer noch auf Traumzeitkurs unter 10 Stunden. Dann aber die knapp 30 km Steigung zum Timmelsjoch – die Beine gehen zu und ich mache ungeplante Pause bei der Verpflegung in Schönau. Die letzten 5 km des Passes sind ein Qual bei einsetzendem Regen und Steigung jenseits der 12 %. Die 10-Stundenmarke knacke ich nicht mehr, das ist jetzt klar und so gehe ich die Abfahrt nach Sölden bei starkem Regen, kaum Sicht und rund 5 Grad gaaaanz gemächlich und vorsichtig an. Nach 10.22 Std. bin ich am Ziel meiner Träume. Durchgefroren, abgekämpft, aber …. glücklich. Einfach ein tolles Erlebnis dieses Rennen.
Einen Riesenglückwunsch an meine Kometen-Mitstreiter Claus Ludwig, Thomas Kurz, Armin Schmidt, Bernd Frischleder und die Schmitter-Freunde Detlef, Gerrit, Gerd und Joerg. Alle seid ihr Sieger – denn den inneren Schweinehund haben wir alle mehr als einmal auf und vor der Tour besiegen müssen.
Für Interessierte: nachstehend meine individuellen Zeiten – neben meinen Schwächen am Berg zeigt das vor allem die Top-Organisation der Veranstaltung.